MKR – Das Magazin

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00:00:08: MKR, das Magazin.

00:00:10: Weltweit unterwegs.

00:00:12: Britisch raus war mit Missio München auf den Philippinen.

00:00:18: Ich war ziemlich aufgeregt, als ich hörte, dass ich auf die Philippinen reisen darf, in die Hauptstadt, nach Manila, mit einer Delegation aus Bayern, die sich über die Menschenrechtslage dort informieren will.

00:00:30: Mit dabei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Mission München, zwei Leute aus der Pfarrei in Memmingen, in der Heuardia Abschlussgottesdienst des Weltmissionsmonats stattfinden wird, ein Mitarbeiter des Bistums Augsburg und zwei Journalisten.

00:00:45: Eine davon bin ich.

00:00:47: Warm sollte es werden.

00:00:48: In der Stadt gibt es sogar einen Strand, habe ich herausgefunden.

00:00:52: Aber das Programm ist dicht gedrängt.

00:00:54: Ob wir da überhaupt Freizeit haben würden?

00:00:57: Nach gut zwanzig Stunden Reise kommen wir an.

00:01:01: Die Unterkunft ist die Hotelschule der Schwestern vom Guten Hirten.

00:01:05: Sie liegt im Westen der Stadt.

00:01:06: Bis zur Manila Bay geht man nur fünfzehn Minuten.

00:01:09: Vielleicht schaffen wir es ja doch mal dorthin.

00:01:12: Am nächsten Morgen fahren wir nach Payatas.

00:01:14: Das ist keine selbstständige Stadt, sondern ein sogenanntes Barangay, eine Art Stadtteil, aber mit eigener Verwaltung, die verschiedene Dinge selbst entscheiden darf.

00:01:23: Payatas liegt im Osten Manilas.

00:01:26: Wir sind also eine Weile unterwegs.

00:01:28: Die Straßen in der Stadt sind laut.

00:01:30: Ständig fuckt jemand.

00:01:37: Die Stromleitungen verlaufen in atemberaubenden Bündeln von Pfahl zu Pfahl.

00:01:42: Manchmal kreuz und quer über Kreuzungen.

00:01:45: Immer wieder sehen wir kleine, bemalte Busse, die an jeder Straßenecke halten und in die man hinten hinein klettert.

00:01:52: Und jede Menge Motorräder sind unterwegs.

00:01:55: Wir überqueren den Pasigfluss, einen der dreckigsten Flüsse der Welt.

00:02:00: Unmengen Plastikmüll schwimmt in der Brühe.

00:02:03: Achtundreißig Tonnen pro Jahr sollen es laut Greenpeace sein.

00:02:07: Von der Autobahn aus sehen wir die vielen Hochhäuser der Riesenstadt, die Skyline der Wohlhabenden.

00:02:14: Dann biegen wir ab und das Bild ändert sich.

00:02:16: Es gibt unzählige kleine Läden an beiden Seiten der Straße.

00:02:20: Ein Schild tragt über die Fahrbahn.

00:02:22: Welcome.

00:02:23: An einem Strommaß hängt ein anderes Schild.

00:02:26: Slow down, students crossing.

00:02:29: Unser Ziel ist eine Pfarrei.

00:02:30: Dort wird Father Bong mit den Präsidenten von Monsieur Monsignor Wolfgang Huber einen Gottesdienst zelebrieren.

00:02:36: Hier warten schon viele Frauen und Kinder auf uns.

00:02:39: Nach der Messe gehen wir ins Obergeschoss in den Gemeindesaal.

00:02:43: Wir in der Reisegruppe wissen, wovon uns die Frauen berichten wollen.

00:02:47: Ex-Präsident Rodrigo Duterte hatte zu einem Kampf gegen Drogen aufgerufen und erklärt, er wolle alle Drogen abhängigen und Dealer umbringen.

00:02:57: Wie man heute weiß, hat er damit auch systematisch begonnen.

00:03:00: Rund dreißigtausend Menschen, so schätzen nicht Regierungsorganisationen, sind ermordet worden.

00:03:08: Die Gemeinschaft heißt Solidarität mit Weisen und Witwen, weil dies hier die Familien der Opfer der außergerichtlichen Tötungen sind, die zur Zeit von Ex-Präsident Duterte stattfanden.

00:03:22: Carol Daria ist eine der Psychologinnen, die diese Frauen unterstützen, zusammen mit dem Orden der Vincentina.

00:03:29: Die Patres hatten die Frauen vor einigen Jahren eingeladen.

00:03:32: Anfangs haben sich nur wenige getraut.

00:03:34: Jetzt sind es fast siebzig Familien.

00:03:37: Carol übersetzt für uns, was die Witwen und Weisen erzählen.

00:03:40: Wir hören von Rafaela, die eine Tochter hatte, die Wasserflaschen ein Autofahrer verkauft hat.

00:03:45: Sie wurde von Dealern angeheuert, als Kurier zu arbeiten.

00:03:48: Noch vor ihrem ersten Einsatz wurde sie von Todesschwadronen mit einem Kopfschuss getötet und ihre Kehle wurde aufgeschlitzt.

00:03:55: Oder von Anna, die jetzt dreißig ist.

00:03:58: Vor acht Jahren wurde ihr Mann von der Polizei ermordet.

00:04:01: Ihr kleiner Sohn war damals gerade drei Jahre alt.

00:04:04: Marilia erzählt, dass ihr Sohn angeschossen wurde.

00:04:07: Dann hat er sich totgestellt.

00:04:08: Er hat überlebt und wohnt seither in einem Safehouse, denn er will vor dem internationalen Gerichtshof gegen Duterte aussagen.

00:04:16: Seine Söhne kennen sein Versteck.

00:04:18: Seine Mutter hat ihn seit Jahren nicht mehr gesehen.

00:04:21: Jede der Frauen hier hat eine solche Geschichte.

00:04:24: Sie alle trösten sich gegenseitig, können hier zum ersten Mal über das Erlebte sprechen und wissen, den anderen Frauen geht es genauso.

00:04:34: Zuerst haben wir nach ihren Bedürfnissen gefragt.

00:04:36: Wir versuchten herauszufinden, was sie brauchten.

00:04:39: Das Erste war Traumeheilung, also begannen wir damit.

00:04:42: Gleichzeitig gab es einen weiteren Bedarf, nämlich die Sicherung des Lebensunterhalts.

00:04:47: Um ihnen Stabilität zu verleihen, haben wir im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr.

00:05:02: Wir sind erstaunt, wie offen die Frauen sprechen.

00:05:04: Wirklich jede von ihnen berichtet, was ihr passiert ist.

00:05:08: Das ist sehr wichtig.

00:05:10: Manche von ihnen haben sich ja sogar bei euch dafür bedankt, dass ihr euch die Zeit genommen habt, unsere Geschichten anzuhören.

00:05:16: Ich denke, für sie ist es auch heilsam.

00:05:18: In dem Moment, in dem sie ihre Geschichte erzählen, spüren sie, dass Gerechtigkeit nahe ist.

00:05:23: In dem Moment, in dem sie diese Dinge sagen, wissen sie, dass es Menschen gibt, die mit ihnen mitfühlen.

00:05:30: Solidarität und Mitgefühl, mehr können wir gerade nicht bieten.

00:05:33: Du tätest Krieg gegen die Drogen, wir wussten um die Fakten.

00:05:37: Aber jetzt hatten wir Frauen kennengelernt, die jemanden verloren haben und ihr Leben seitdem alleine meistern müssen.

00:05:44: Eine meiner Mitreisenden Ulrike Dreher aus Memmingen bringt es auf den Punkt.

00:05:48: Mit wie viel Stärke sie ihre Menschen würde bewahren, obwohl

00:05:54: jeder sie mit Füßen

00:05:55: tritt.

00:05:56: Diese unglaublich

00:05:57: tapferen

00:05:58: Frauen, die in tiefster Armut leben.

00:06:01: Von vorne bis hinten

00:06:02: bin ich berührt und beeindruckt und bewegt zugleich und

00:06:06: gleichzeitig auch

00:06:07: ärgerlich und schockiert.

00:06:08: Wir steigen wieder in die Autos und fahren ein paar Straßen weiter.

00:06:11: Carol und Father Bong zeigen uns das Viertel.

00:06:14: Am Straßenrand türmen sich riesige Pakete mit Plastikflaschen oder Kartons oder anderen Müll.

00:06:20: Die Menschen hier leben davon, ihn zu sortieren und weiter zu verkaufen, erklärt Father Bong.

00:06:27: Wir trennen hier auf den Philippinen nicht, sondern werfen alles in einen Mülleimer, der täglich vom Müllwagen abgeholt wird.

00:06:34: Die Müllwagen, insbesondere aus den Städten, fahren nach Quezon City und passieren Pajatas.

00:06:40: Schon entlang der Pajatas Road gibt es Junk Shops, die mit dem Müllwagen zusammenarbeiten.

00:06:44: Der gute Müll, wie zum Beispiel Plastik, Kartons und vor allem Aluminium und Kupfer, wird bereits dort abgeladen.

00:06:51: Dann fährt der Müllwagen zur Müllkippe.

00:06:52: Hier gibt es Müllsammler.

00:06:54: normale Leute, die strömen jeden Morgen herbei.

00:06:57: Das heißt, dass morgens etwa zweihundert Müllsammler dort sind.

00:07:00: Und dann noch eine Schicht von elf bis sechzehn Uhr und der Rest am Abend.

00:07:04: Sie sammeln alles Mögliche ein, Flaschen, Blechdosen und Plastik.

00:07:07: Und dann wird es zu einem kleinen Junk Shop gebracht.

00:07:10: Dort wird der Müll wieder sortiert, Plastik, Blechdosen und Papier.

00:07:14: Und wenn sie dann etwa fünfzig Kilo haben, packen sie das in einen großen Sack.

00:07:17: Den bringen sie zu einem größeren Junk Shop.

00:07:20: Für Plastik bekommen sie etwa fünfundzwanzig Pesos pro Kilo.

00:07:23: Und dieser Junk Shop hat einen großen Lastwagen, der den ganzen sortierten Müll an den Ort bringt, wo er wieder verarbeitet wird.

00:07:29: Dort bringt er schon achtzig bis neunzig Pesos pro Kilo.

00:07:32: Es sind also die Besitze der großen Junk Shops, die wirklich profitieren, während die kleinen Müllsortiere und Sammler kaum etwas verdienen.

00:07:41: Mehrere Meter hoch türmen sich die Säcke mit dem Plastikmüll am Straßenrand.

00:07:45: Und dazwischen eine kleine Hütte, vor der ein lebensgroßer Teddybär hockt.

00:07:49: Ja, sagt Carol.

00:07:50: Auch dort schlafen Menschen.

00:07:53: Dann fahren wir zurück zum Gästehaus.

00:07:55: Zum Essen sitzen wir in einem extra abgetrennten Bereich des Restaurants, in dem die Schwestern vom guten Hirten Jugendliche ausbilden.

00:08:01: Das Essen ist großartig und der Raum klimatisiert.

00:08:05: Welch ein Kontrast zu dem, was wir den Tag übergesehen und gehört haben.

00:08:09: Wir reden viel miteinander an dem Abend und versuchen, die vielen Informationen einzuordnen.

00:08:14: Und einen Spaziergang zu Manila Bay machen wir auch.

00:08:17: Der Sonnenuntergang ist wunderschön.

00:08:19: Aber genießen kann ihn keiner von uns so richtig.

00:08:24: Am nächsten Morgen geht es wieder nach Pajatas.

00:08:26: Diesmal wollen wir versuchen, auf die Müllhalde zu kommen.

00:08:29: Doch wir dürfen nicht rein.

00:08:31: Zu gefährlich heißt es.

00:08:32: Carol versucht es an mehreren Eingängen, aber es ist immer dieselbe Antwort.

00:08:37: Während sie mit den Wertern spricht, fahren an uns Lkw vorbei, die Unmengen Müll beladen haben.

00:08:49: Menschen sitzen auf dem Dach oder auf der Ladung.

00:08:52: Es gibt auch wieder viele Motorräder mit voll beladenen Beiwagen.

00:08:56: Am Straßenrand reiht sich ein Junk Shop an den anderen.

00:09:00: Trödeläden könnte man das übersetzen.

00:09:02: Aber so richtig trifft's das nicht.

00:09:04: Teilweise sind sie aus Steinen gebaut, teilweise aus Holz und abgegrenzt mit Zäunen, die aussehen, als seien sie aus alten Bettfederrosten gebaut worden.

00:09:13: Vor den Shops hängen die wertvollsten Fundstücke, Baby-Buggies oder Spielzeug.

00:09:19: Fahrebonn fragt in einem Shop, ob wir reinkommen dürfen.

00:09:22: Wir dürfen und es verschlägt mir den Atem.

00:09:24: Ich versuche, die Eindrücke zu beschreiben.

00:09:27: Ich muss ein bisschen aufpassen, wo ich hin trete.

00:09:30: Das ist alles fein säuberlich sortiert.

00:09:34: Hier scheint ... Das Metall zu sein, Plastikautos, dann ein Spielzeugauto und auch alte Computer.

00:09:43: Ein Bildschirm.

00:09:44: Hier könnte eine Badewanne sein, also so eine Kinderbadewanne.

00:09:50: Ein Hüpfpferd für Kinder.

00:09:53: Flaschen werden getrennt, überall sind Fliegen.

00:09:56: Der Hund.

00:09:57: Ich finde es nicht lustig, dass wir hier sind, glaube ich.

00:10:02: Wirklich jeder Quadratzentimeter ist mit Plastikmüll und Müllsäcken bedeckt.

00:10:08: Müll soweit das Auge reicht.

00:10:10: Vor einem Zelt sitzen die Besitzer.

00:10:13: Die Tochter Monika trägt ein kleines Kind auf dem Arm.

00:10:16: Ein kleines Mädchen nur im T-Shirt ohne Hose steht neben ihr.

00:10:19: Sie ist schwanger mit einem weiteren Kind.

00:10:22: Farbebonn spricht mit ihr und fragt, wie viel der Müll bringt.

00:10:26: Was hast du da?

00:10:27: Ah, eine Plastikflasche.

00:10:28: Ist die am wertvollsten?

00:10:30: Ja?

00:10:31: Du verkaufst die pro Kilo?

00:10:32: Wie viel bekommst du pro Kilo?

00:10:34: ...fünfundzwanzig oder zwanzig pro Kilo.

00:10:38: Und die anderen

00:10:39: wertvollen Materialien sind Metalle.

00:10:43: Und wie viel bringen die?

00:10:46: Kommt darauf an, was es ist.

00:10:52: Das Kopfer bringt dreihundertfünfzig Pessos.

00:10:54: Das kommt aus den Kabeln.

00:10:56: Und das Harte-Metall?

00:11:00: Aluminium bringt sechszig Pessos.

00:11:14: Sechste Passen.

00:11:23: Okay.

00:11:38: Noch nie hat mich ein Satz so sehr mitgenommen wie dieser.

00:11:41: Was kann schlimmer sein, als auf dem Müll zu leben, denke ich mir.

00:11:45: Ich mag es mir nicht vorstellen und weiß doch, hier hat sie zumindest ihre Familie um sich, die sich gegenseitig hilft.

00:11:53: So wie Monica und ihre Familie leben rund achtzigtausend Menschen in Pajatas.

00:11:57: Drogen sind ein weitverbreitetes Problem.

00:12:00: Diese abstrakte Feststellung haben wir in vielen Artikeln gelesen, als wir uns auf die Reise vorbereitet haben.

00:12:07: Aber mal ganz ehrlich, wenn ich so leben müsste, auch ich würde wahrscheinlich versuchen, mir ab und zu den Kopf wegzuballern.

00:12:16: Genau solchen Drogenabhängigen hatte Ex-Präsident Duterte den Krieg angesagt und sie ermorden lassen.

00:12:23: Nicht die großen Fische, sondern abhängige, Kuriere und Kleinstealer.

00:12:27: Das Problem ist dadurch nicht kleiner geworden.

00:12:31: Der Krieg gegen Drogen ist die jüngste Episode in der langen Geschichte von Menschenrechtsverletzungen auf den Philippinen.

00:12:37: Ihren fünftigsten Geburtstag hat gerade die Task Force, die Tainees of the Philippines, gefeiert.

00:12:44: Gegründet wurde sie in nineteenhundertsiebzig von der Vereinigung der Philippinischen Ordensoberen.

00:12:50: Das war ein wichtiges Zeichen, denn achtzig Prozent der Philippinus sind katholisch, sogar neunzig Prozent sind christlich.

00:12:58: Es war die Zeit der Marcos-Diktatur.

00:13:00: Der Präsident hatte das Kriegsrecht verhängt, folter Inhaftierung und Tötung politischer Oppositioneller, das Verschwinden lassen von Bauern, Arbeiter oder Studentenführern waren an der Tagesordnung.

00:13:12: Ganze Dörfer wurden niedergebrannt.

00:13:14: Die TFDP fing an, die Opfer und politischen Gefanglern zu unterstützen und die Fälle akribisch zu dokumentieren.

00:13:22: Wir treffen Father Tutz in seinem kleinen Museum direkt neben seinem Büro.

00:13:27: Fotos von Menschenrechtsaktivistinnen und Aktivisten hängen an den Wänden und erzählen ihre Geschichten.

00:13:33: Große Arktenschränke stehen an einer Wand.

00:13:36: Sie sind leer.

00:13:37: Warum, das erklärt Tutz mir später.

00:13:40: Ich frage nach, wie viele Fälle die Organisation in den letzten fünfzig Jahren insgesamt dokumentiert hat.

00:13:50: Nun, Tausende, so um die zwanzig Tausend.

00:13:53: Während des Kriegsrechts hatten wir zwar etwa fünfzehntausend Dokumente aufbewahrt, aber nur gut elftausend wurden von der Regierung anerkannt.

00:14:01: Formal wurde das Kriegsrecht nineteenhundertdachzig aufgehoben, aber das Markus-Regime endete erst neunzehntausendsechsundachtzig.

00:14:08: Also dokumentierten wir weiter, bis heute haben wir Tausende dokumentiert.

00:14:14: Die Task Force hat nicht nur dokumentiert, sondern die Familien der Gefangenen unterstützt und sich für einen gerechten Prozess und eine schnelle Freilassung eingesetzt.

00:14:23: Verwandte waren sehr daran interessiert, Ordensschwestern oder Nonnen bei ihren Besuchen in den Gefängnissen dabei zu haben, denn scheinbar hatten die Militärs Respekt vor ihnen.

00:14:34: Einige der Regierungen, die auf Markus folgen, leugneten die Existenz politischer Gefangener.

00:14:39: Aber Corriacchino, die direkte Nachfolgerin vom Markus, erkannte die politischen Gefangenen an und ließ sie sogar frei.

00:14:46: Sie hat sie also anerkannt.

00:14:48: Aber nach ihrer nur kurzen Amtszeit begann sie wieder, politische Straftäter zu verhaften, von Corriacchinos Amtszeit bis heute.

00:14:58: Besonders schlimm wurde es, als Rodrigo Duterte aus dem Jahr die Macht kam.

00:15:03: Task Force hat alle Beweise, die sie gesammelt hatten, verteilt, auf Klöster und andere Freunde.

00:15:09: Acht Aktenschränke waren vorher voll, mit mehr als zehntausend Akten.

00:15:14: Genau die Aktenschränke, vor denen wir gerade stehen.

00:15:18: Auch für dutertes außergerichtliche Tötungen hat die Organisation Beweise gesichert.

00:15:24: Die derzeitige Regierung erkennt einige Fälle sogar

00:15:27: an.

00:15:28: Aber nur etwa sechstausend Fälle wurden anerkannt.

00:15:31: Wir gehen von über siebenundzwanzigtausend bis dreißigtausend Fällen aus.

00:15:38: Wir haben eng mit anderen Menschenrechtsorganisationen zusammengearbeitet.

00:15:41: Wir selbst haben etwa einhundert Fälle dokumentiert.

00:15:44: Einige unserer Dokumentationen wurden einer kostenlosen Rechtshilfeorganisation übergeben und dann der Organisation, die beim Internationalen Strafgerichtshof Klage gegen Duterte eingereicht hat.

00:15:57: Es

00:15:59: gibt auch eine ganze Reihe von Anwälten, die für die TFDP arbeiten, pro Bono.

00:16:04: Von der Organisation bekommen sie nur die Auslagen für Fahrtkosten oder Unterkunft erstattet.

00:16:10: Ein gefährlicher Job.

00:16:12: Während der Duterte Regierung sind einige von ihnen ermordet worden.

00:16:16: Ein Mann, der Anfang der Neunzigerjahre mithilfe der TFDP freigekommen ist, ist Bernardo Izucal.

00:16:23: Ganz still und unscheinbar sitzt er im Büro und erst als er beginnt zu erzählen, wird uns bewusst, was dieser Mann erleiden musste.

00:16:31: Fünf Jahre saß er in Haft, weil er angeklagt war, zwei Soldaten getötet zu haben.

00:16:36: Ich nahm an vielen Kundgebungen und Vorenteil, um mich für das Wohl der Jugend einzusetzen, insbesondere für Schulabbrecher und Studenten.

00:16:47: Wegen der hohen Studiengebühren und anderer Gebühren an Universitäten und weiterführenden Schulen trat ich der Jugend für Nationalismus und Demokratie bei.

00:16:57: Die Regierung verdächtigte mich, Mitglied der Stadtkirillier der Alex Bonka Brigade zu sein.

00:17:03: Als in unserer Gemeinde eine Operation von ihnen stattfand, wurden zwei Soldaten getötet.

00:17:10: Ich wurde verdächtigt, einer der Täter zu sein, und sie haben mich verhaftet.

00:17:19: Doch

00:17:20: bevor er überhaupt einen Richter gesehen hat, ließen ihn die Regierungstruppen erstmal verschwinden.

00:17:28: Ich war fast einen halben Monat lang verschwunden.

00:17:31: Meine Verwandten wussten nicht, wo ich war.

00:17:34: Sie wollten mich im Gefängnis besuchen, aber dort war ich nicht.

00:17:37: Ich wurde in ein sicheres Haus gebracht, so nannten sie es.

00:17:41: Dort wurde ich einen halben Monat lang gefoltert.

00:17:44: jede Nacht und jeden Tag.

00:17:46: Zuerst haben sie eine Wasserkur angewendet.

00:17:49: Sie haben Chili ins Wasser getan und es mir dann in Nase und Mund gegossen.

00:17:54: Und sie haben mich in einen kalten Raum gesteckt und mich geschlagen.

00:17:59: Meine Augen waren verbunden.

00:18:01: Und dann haben sie mich eines Nachts nach draußen gebracht.

00:18:04: Und unterwegs haben sie mich immer wieder geschubst.

00:18:07: Ich habe mich gefragt, ob sie ein Messer oder eine Pistole benutzen werden, um mich zu töten.

00:18:12: Aber dann haben sie mich nach zehn oder fünfzehn Minuten wieder hochgehoben.

00:18:17: Sie wollten, dass ich gestehe, die beiden Soldaten getötet zu haben.

00:18:22: Und sie wollten Namen.

00:18:23: Wer sind meine Begleiter?

00:18:25: Welchen Rang habe ich?

00:18:26: Und wie viele habe ich getötet?

00:18:31: Die TFDP, sein Anwalt und seine Verwandten haben nach ihm gesucht und ihn gefunden.

00:18:36: Er kam in ein Gefängnis und ihm wurde der Prozess gemacht.

00:18:39: Das Urteil Zwei Mal lebenslänglich.

00:18:42: Doch sein Menschenrechtsanwalt legte Berufung ein beim Obersten Gerichtshof und so kam er nach fünf Jahren frei.

00:18:49: Heute engagiert er sich selbst bei dieser Organisation und er hat gelernt, über das Erlebte zu sprechen.

00:18:57: Früher wollte ich nicht über meine Foltererfahrungen sprechen.

00:19:01: Aber in Montilupa gibt es einen Ort, an dem sich alle politischen Gefangenen versammeln.

00:19:07: Und dort sprechen wir über unsere Foltererfahrungen.

00:19:11: Wir treffen uns jeden Samstag und sprechen darüber und auch über unsere Pläne für die Zukunft.

00:19:17: Und das ist das Wichtigste, denn über Foltererfahrungen zu sprechen, bedeutet über meine vergangenen Erfahrungen zu sprechen.

00:19:24: Wenn ich jetzt als Mitarbeiter von TFDP, politische Gefangene in Mundhinlupa besuche, wo ich selbst inhaftiert war, dann ist das ein Schritt zu meiner Rehabilitation, dazu wieder zu mir selbst zu finden.

00:19:39: Denn jetzt gehe ich in den Raum mit dem Schild nur für Besucher.

00:19:45: Was für ein Mann und was für eine Ungerechtigkeit.

00:19:50: Das wäre in Deutschland zum Glück unvorstellbar.

00:19:53: In unserer Delegation ist auch Gerhard Zirl.

00:19:56: Heute ist er Mitglied des Zentralrats von Mission München.

00:19:59: Das ist so etwas wie ein Aufsichtsrat.

00:20:02: Bis zu seiner Pensionierung war er Präsident des Münchner Amtsgerichts.

00:20:06: Der Jurist war entsetzt über das, was er gehört hat.

00:20:12: Da schüttelst dich und läuft dir kalt den Rücken

00:20:14: runter.

00:20:15: Denn die Festgenommenen hier, die waren in Polizeihaft und haben

00:20:21: Wochen, Monate

00:20:22: keinen Richter gesehen.

00:20:23: Das kann schon bei uns

00:20:24: nicht passieren.

00:20:25: In Deutschland darf die Polizei

00:20:27: niemanden länger

00:20:28: als

00:20:29: achtundvierzig Stunden im Polizeigewahr

00:20:31: sammalten.

00:20:32: Spätestens

00:20:33: nach

00:20:34: achtundvierzig Stunden muss ein Beschuldigter

00:20:37: einem Richter

00:20:38: vorgeführt worden

00:20:39: sein.

00:20:39: Fünf Jahre seines Lebens hat Bernardo Itucal aufgrund falscher Beschuldigungen verloren.

00:20:45: Eine weitere Geschichte erzählt uns eine junge Frau, die auch für die Taskforce arbeitet.

00:20:50: Heute ist die neunundzwanzigjährige Anwältin.

00:20:52: Ihr Name?

00:20:53: Justice.

00:20:54: Also Gerechtigkeit.

00:20:56: Diesen Namen haben ihre Eltern ihr aus gutem Grund gegeben.

00:21:00: Ja, mein Vater ist ein politischer Gefangener und meine Mutter und er haben beschlossen, mich Justice zu nennen, weil sie genau danach stremen.

00:21:11: Ihre Mutter war mit ihnen schwanger, als sie Vater von uns getroffen wurde.

00:21:15: Ja, mein Vater und meine Mutter wurden damals beide verhaftet.

00:21:19: Meine Mutter kam mit ihm ins Gefängnis.

00:21:22: Sie wurde dann aus humanitären Gründen entlassen, weil sie mit mir schwanger war.

00:21:26: Seitdem sitzt mein Vater im Gefängnis.

00:21:31: Und das ist nun neunundzwanzig Jahre her und es gibt nicht viel Hoffnung, dass er jemals wieder freigelassen wird.

00:21:36: Wie war das für Sie als Kind, einen Vater im Gefängnis zu haben, der als politischer Gefangener angeklagt wurde?

00:21:48: Für mich als Kind war das sehr verwirrend, denn immer, wenn ich gefragt wurde, wo ist dein Vater, antwortete ich, er sei im Gefängnis.

00:21:57: Und dann fragten sie mich, warum ist er im Gefängnis?

00:22:00: Meine Großmutter brachte mir dann bei zu sagen, dass er wegen seiner politischen Überzeugung im Gefängnis sei.

00:22:07: Und genau das habe ich ihnen geantwortet.

00:22:09: Aber ich wusste nie wirklich, was es bedeutet, für seine politischen Überzeugungen zu kämpfen.

00:22:16: Das war sehr verwirrend für mich.

00:22:18: Verschiedene Menschenrechtsorganisationen wie die TFDP, haben mir geholfen, weil mein Vater ein politischer Gefangener ist.

00:22:26: Sie haben meine Schule bezahlt.

00:22:28: Aber selbst dann wusste ich nie wirklich, was das bedeutet.

00:22:32: Was war da also wirklich passiert?

00:22:34: Das habe ich erst herausgefunden, als ich hier bei der TFDP angefangen habe zu arbeiten.

00:22:39: Vorher habe ich für eine andere Menschenrechtsorganisation gearbeitet und auch da konnte ich ihn besuchen, weil sie sich auch um politische Gefangene kümmert.

00:22:49: Aber ich konnte nicht herausfinden, was wirklich damals passiert war, als er verhaftet wurde.

00:22:54: Verschiedene Leute haben mit mir über meinen Vater gesprochen.

00:22:58: Sie sagen, oh, du bist die Tochter von Bad John.

00:23:01: Ich bin sein Freund, wir waren zusammen in dieser Organisation und an diesem Ort.

00:23:05: Und ich weiß nie wirklich, was für eine Beziehung sie zu ihm

00:23:08: haben.

00:23:09: Das verwirrt mich, denn sie haben eine Geschichte darüber, wie er verhaftet wurde.

00:23:14: Und dann gibt es andere Personen, die eine andere Version davon haben.

00:23:19: Und sie erwähnen Leute und ich kenne diese Leute nicht.

00:23:22: Bei der TFDP kann ich in die Akten einsehen.

00:23:26: Ich kann seine Briefe an das TFDP lesen, das Protokoll der Anhörung und die Dokumentation des Vorfalls selbst.

00:23:38: Habt ihr das geholfen?

00:23:42: Ja, es hat mir wirklich geholfen.

00:23:44: Es hat mir geholfen, die Informationen, die ich kannte oder die mir von anderen erzählt wurden, herauszufiltern.

00:23:51: Und ich kann ihn als Aktivisten, als Menschen und als Menschenrechtsverteidiger wirklich kennenlernen.

00:23:58: Aber sie haben ihn nie als echt ein Vater kennengelernt, oder?

00:24:04: Ja,

00:24:07: ich glaube, wir wissen beide, dass uns das fehlt.

00:24:09: Aber es gibt Zeiten, in denen wir versuchen, uns wirklich wie Tochter und Vater zu verhalten.

00:24:15: Aber es ist schwer, wenn diese Distanz zwischen uns ist.

00:24:18: Nicht nur metaphorisch, sondern buchstäblich.

00:24:21: Es gibt diese Barriere, denn er ist da, ich bin hier und ich bin bei meiner Großmutter aufgewachsen und er war nicht da.

00:24:29: Ich konnte nur im Besucherraum mit ihm sprechen oder am Telefon.

00:24:33: Ich habe ihn nie wirklich als Vater erlebt.

00:24:36: Wie sollte er mich denn erziehen?

00:24:38: Manchmal versuche ich mit ihm über Ereignisse in meinem Leben zu sprechen.

00:24:42: Und dann erzählt er mir Dinge oder will mir Ratschläge geben.

00:24:46: Und ich frage mich, ist das eher als Vater?

00:24:49: Weil ich es nicht gewohnt bin.

00:24:51: Und ich habe das Gefühl, dass ich das nicht

00:24:53: will.

00:24:54: Es ist nicht so, dass ich ihn nicht als Vater haben möchte, aber ich bin es einfach nicht gewohnt.

00:25:00: Es gibt also Missverständnisse.

00:25:02: Ich denke mir, ich bin schon erwachsen.

00:25:04: Also solltest du nicht versuchen, mich zu erziehen.

00:25:07: Aber weil er nie wirklich ein Vater für mich sein konnte, versucht er, seine Rolle als Vater zu erfüllen.

00:25:15: Aber sie analysieren ihre Beziehung immer wieder, schätze ich.

00:25:19: Und es war ihnen wichtig herauszufinden, was wirklich passiert ist.

00:25:22: Denn er wurde des Mordes an einem Polizisten beschuldigt und die Akten beweisen, dass das nicht stimmt, aber sie brauchten jemanden, den sie einsperren konnten.

00:25:32: Ihre Mutter hat sie verlassen, um sich selbst zu schützen, als sie vier Jahre alt waren.

00:25:37: So haben ihre Großeltern es ihnen erzählt.

00:25:39: Und jetzt besuchen sie ihren Vater etwa zweimal im Jahr und sie sprechen mit ihm über seinen Fall.

00:25:45: Ist das möglich, über seinen Fall zu reden?

00:25:51: Ja, das steht normalerweise auf unserer Tagesordnung, wenn wir uns treffen.

00:25:55: Wir sprechen über Neuigkeiten zum Fall.

00:25:57: oder darüber, welche Maßnahmen wir ergreifen können, damit er freigelassen wird.

00:26:02: So läuft es normalerweise.

00:26:04: Er fragt nicht, wie geht es dir als Person, als meiner Tochter, wie läuft ein Studium?

00:26:09: Darüber können wir nicht wirklich sprechen.

00:26:11: Ich verstehe das und es gibt Dinge, über die wir dringender reden müssen.

00:26:16: Und über die Entwicklung in seinem Fall spreche ich lieber mit ihm persönlich als am Telefon.

00:26:22: Weil es wirklich schwierig ist, über diese sensiblen Dinge am Telefon zu sprechen.

00:26:30: Und die Leute im Gefängnis, die Beamten wissen nicht, dass sie seine Tochter sind?

00:26:34: Sie kommen als Mitarbeiterin dorthin?

00:26:41: Ja,

00:26:42: die wissen es nicht.

00:26:43: Denn es gab da diesen Vorfall, als ich neu bei der TFDP war.

00:26:47: Da sagte mein Vater, oh, da kommt meine Tochter.

00:26:50: Und die Gefängnismitarbeiter reagierten wütend und sagten zu mir, ich solle nicht als Mitarbeiterin dorthin kommen, wenn ich doch in Wirklichkeit ein Familienmitglied sei.

00:26:59: Also gehe ich jetzt als TFDP-Mitarbeiterin dorthin.

00:27:03: Ich nenne ihn natürlich Papa, aber ich weiß nicht, ob die anderen Bescheid wissen oder ob es interessiert, worüber wir sprechen.

00:27:11: Ich habe ihm gesagt, er soll keinem sagen, dass ich seine Tochter bin.

00:27:14: Wir versuchen auch, persönlich Gespräche zu minimieren.

00:27:18: Darüber reden wir nur, wenn wir in einer Gruppe im Besucherraum sind, damit die Beamten nicht mitbekommen, worüber wir sprechen.

00:27:31: Gibt es Hoffnung, dass er eines Tages frei sein wird?

00:27:37: Ja, ich möchte das gerne glauben, denn es gibt dieses Amnestie-Programm.

00:27:42: Es wurde vor zwei Jahren vom Präsidenten unterzeichnet.

00:27:46: Wir beantragen es gerade nicht nur für meinen Vater, sondern auch für die anderen politischen Gefangenen.

00:27:52: Ich glaube aber, dass die Bearbeitung noch einige Zeit dauern wird.

00:27:56: Ich weiß also nicht, wie lange es dauern wird, aber wir werden alles, was möglich ist, für die politischen Gefangenen tun.

00:28:03: Wir werden alles beantragen, was wir für Anwend behalten.

00:28:06: Denn es gibt keine andere Möglichkeit als diese Amnestie-Programme oder die Entlassung wegen guter Führung.

00:28:12: Also machen wir das für Sie.

00:28:19: Ein ganzes Leben ohne Vater, weil er unschuldig im Gefängnis sitzt.

00:28:23: Justice konnte zur Schule gehen und studieren, weil Menschenrechtsorganisationen sie unterstützt haben.

00:28:29: Bei der TFDP konnte sie sich in den Fall ihres Vaters einarbeiten und kann ihn regelmäßig im Gefängnis besuchen.

00:28:36: Ihr Vater ist einer von rund drei Hundert Gefangenen, die aufgrund ihrer politischen Aktivitäten inhaftiert sind und aufgrund falscher Anschuldigungen.

00:28:45: Father Chutz und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter werden weiterkämpfen für sie.

00:28:49: Auch wenn sie dabei selbst Risiken eingehen.

00:28:55: Ja, ich habe anonyme Anrufe erhalten.

00:28:58: Sie kennen also meine Nummer, verschiedene Nummern.

00:29:00: Und dann haben sie sich als Militär-Offizier vorgestellt und gesagt, wir beobachten sie.

00:29:05: Wir wissen, wo sie wohnen und wir wissen, wer ihre Freunde sind.

00:29:08: Und ja, sie kennen meinen Namen.

00:29:14: Aber viele Leute in diesem Land kennen ihren Namen.

00:29:19: Ja, und ich habe aufgelegt, aber ein paar Tage später kam ein weiterer Anruf von einer anderen Nummer.

00:29:24: Also die Bedrohung ist da.

00:29:26: Das war während der Duterte Regierung.

00:29:27: Mindestens drei Priester wurden während seiner Amtszeit ermordet.

00:29:35: Priester, die sich jedenfalls gegen ihn gestellt hatten?

00:29:41: Ja, wie Pat Tapas, er war schon über siebzig Jahre alt, aber er wurde erschossen.

00:29:45: Er hatte einen politischen Gefangenen geholfen, der gerade aus dem Gefängnis entlassen worden war.

00:29:51: Deshalb hatte ich eine Zeit lang auch Angst.

00:29:54: Ich habe mein Verhalten immer wieder geändert.

00:29:55: Mal nahm ich ein Taxi, mal Fahrzeuge von anderen Fahrdiensten und ich verließ das Kloster nicht immer zur gleichen Zeit und kam zu unterschiedlichen Zeiten zurück.

00:30:04: Und ich war nur in Gruppen unterwegs, wenn ich öffentlich gesprochen habe.

00:30:07: Ich wollte nicht alleine gehen.

00:30:12: Aber warum machen Sie das?

00:30:13: Warum kämpfen Sie?

00:30:20: Menschenrechtsarbeit, Gerechtigkeit und Frieden waren ein Teil von mir geworden.

00:30:25: Ich habe mich organisiert.

00:30:26: Ich habe Zeit mit indigenen Völkern verbracht, mit Arbeitern, Bauern, Misshandelten, Frauen und Kindern und Menschen, die mit der Regierung in Konflikt geraten waren.

00:30:35: Es gibt so viel Armut, systematische Armut, so viel Ungerechtigkeit.

00:30:39: Als ich Kermilit wurde und Priester, sagte ich mir, das wird nicht nur mein Anliegen, sondern auch mein Kompass.

00:30:45: Jesus nachzufolgen bedeutet, sich auch für die Armen einzusetzen und die Armen sind Opfer von Menschenrechtsverletzungen.

00:30:53: Und als Pfarrer, als Priester weiß ich, das ist nicht Gottes Wille, das muss aufhören.

00:30:59: Deshalb halte ich Vorträge über Menschenrechte und christliche Spiritualität aus der Perspektive des Glaubens, der Kirche, auch über Klimagerechtigkeit und Laudato Si.

00:31:08: Genau das mache ich, Aufklärung.

00:31:10: Ich glaube, wir müssen Aufklärung leisten, damit die Menschen wissen, was passiert und dass wir etwas tun müssen für die Armen, die Benachteiligten und die Unterdrückten.

00:31:21: Gibt es Momente, in denen sie hoffnungslos sind, nachdem sie so viele Fälle und so viel Leid gesehen haben?

00:31:31: Ja, ich muss zugeben, es gab Momente, in denen ich mich so allein und entmutigt, frustriert, enttäuscht, ängstlich und müde fühlte.

00:31:40: Aber dann atme ich einmal tief durch und sage mir, Es ist richtig, was ich mache und ich muss es tun.

00:31:45: Es ist gefährlich.

00:31:46: Ja, es ist beängstigend.

00:31:48: Aber ich glaube, dass Gott mich zu dieser Art von Seelsorge berufen hat.

00:31:53: Es ist ein Dienst, den ich annehme und den ich mit Freude ausübe, für Gerechtigkeit und Frieden, für die Bewahrung der Schöpfung und für Menschenrechte.

00:32:04: sich auch unter Gefahr einsetzen für Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung und für Menschenrechte, weil das seine Art der Seelsorge ist und weil das für ihn bedeutet, Jesus nachzufolgen.

00:32:17: Den Gedanken nehme ich mit aus dieser Begegnung mit einem starken Mann, der mich tief beeindruckt hat.

00:32:24: Am letzten gemeinsamen Abend frage ich meine Mitreisenden nach ihren Eindrücken.

00:32:29: Und so hat Ulrike Dreher aus Memmingen versucht, ihre Gefühle in Worte zu fassen.

00:32:34: Dieses Nebeneinander von krassester Armut, also ich habe gewusst,

00:32:39: es gibt viele, viele arme Menschen auf den Philippinen,

00:32:42: aber so viele

00:32:43: habe ich nicht erwartet.

00:32:45: Und das berührt mich sehr und bewegt mich sehr

00:32:47: und zeigt mir, wir müssen so

00:32:49: viel oder sollten noch so viel mehr tun und engagierter

00:32:53: dran sein, um die Welt lebenswerter.

00:32:58: Ja, bunter für so viele Menschen zu machen.

00:33:00: Und deswegen, glaube ich, hat Mission eine

00:33:04: neue Botschafterin.

00:33:06: Die sich mit viel Engagement auf den Weltmissionsmonat vorbereitet.

00:33:10: Denn der Abschlussgottesdienst wird ja in Memmingen sein.

00:33:13: Die Reise war eine gute Vorbereitung für sie.

00:33:17: Ja, es wird mir insofern helfen,

00:33:18: dass ich werben

00:33:20: kann für Verständnis, für die Projekte.

00:33:25: oder für die Notwendigkeit, diese

00:33:27: Projekte zu unterstützen.

00:33:28: Und über ein Wort bzw.

00:33:31: das Gegenteil dieses Wortes hat sie oft nachgedacht in den vergangenen Tagen.

00:33:36: Gerechtigkeit.

00:33:37: Ich erlebe Ungerechtigkeit

00:33:41: auf so vielen Seiten, von Seiten der Politik hier auf den Philippinen und vielleicht

00:33:46: auch dieses Privileg.

00:33:49: Wir sind in Deutschland geboren

00:33:50: und sind damit auf der Sonnenseite.

00:33:52: ist es nicht auch ein Stück weit ungerecht,

00:33:55: dass mir

00:33:55: so vieles in den Schoß und in die Wiege gelegt

00:33:57: wird, ohne dass ich sagen

00:33:59: würde, wir gehören zu den Reichen in Deutschland.

00:34:02: Und das ist

00:34:03: für mich eine Ungerechtigkeit.

00:34:04: Gerhard Ziel, der ehemalige Richter und heutige Aufsichtsrat von Mission München, ist überzeugt, dass die Reise für ihn und für das Hilfswerk sehr wertvoll war.

00:34:14: Es ist gut, wenn wir vom Aufsichtsrat auch immer wieder einen direkten und unmittelbaren Eindruck in den Ländern haben können, in denen Missio wirkt.

00:34:26: Wenn wir Budgets beschließen, dann nützen Berichte nicht immer.

00:34:31: Da ist der persönliche

00:34:32: Eindruck

00:34:33: auf alle Fälle der Wichtige.

00:34:35: Und sein Eindruck von der Reisegruppe?

00:34:37: Nach

00:34:38: zwei, drei Tagen

00:34:39: wusste man unsere Herzschlagen im

00:34:41: Gleichklang.

00:34:43: Wir haben das selbe Ziel.

00:34:45: Nämlich die Welt ein kleines bisschen gerechter zu machen, indem wir die Arbeit zum Beispiel von Carol Darrier oder Father Toads weiter unterstützen und der Welt von der Ungerechtigkeit, die auf den Philippinen herrscht, erzählen.

00:34:59: Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Teil dazu beitragen mit diesem Reisebericht.

00:35:03: Im Oktober sind Father Toots, Carol Darrier und noch weitere Projektpartner in Bayern und berichten von ihrer Arbeit.

00:35:09: Die Termine gibt's im Internet

00:35:28: unter www.weltmissionsmonat.de.