MKR – Das Magazin

Transkript

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00:00:01: Heute mit Ivo Makota.

00:00:03: Weihnachtslieder gehören zu Weihnachten wie der Christbaum und die Geschenke.

00:00:06: Von Last Christmas über Jingle Bells bis zu unseren richtigen Klassikern.

00:00:11: Und da gehört Odo Fröhliche auf jeden Fall auch dazu.

00:00:14: Welche Geschichte hinter diesem Lied steckt, was es so perfekt für Weihnachten macht, das haben wir Chormusikdirektor Matthias Elger aus St.

00:00:21: Michael gefragt.

00:00:22: Woher kommt Odo Fröhliche?

00:00:24: Es gibt eine Quelle aus dem Ende des achtzehn Jahrhunderts, wo dieses Lied als sicilianisches Matrosen-Lied damals aber schon geistlichen Inhalt, das nämlich auf die Gottesmutter ausgerichtet erhalten ist.

00:00:39: In den deutschen Sprachraum ist es gekommen über Weimar, interessanterweise, über den Dichter Johannes Daniel Falk.

00:00:48: und er hat dazu einen dreistrophigen Text verfasst.

00:00:51: Die erste war auf Weihnachten gedichtet, die zweite auf Ostern und die dritte auf Pfingsten.

00:00:58: Ich

00:01:00: denke, wegen dieser feierlichen Ausstrahlung, ich persönlich verbinde das Lied vor allem mit dem Christtag, also mit dem ... ersten Weihnachtsfeiertag, wo Weihnachten festlich gefeiert wird.

00:01:11: Und da finde ich es dieses Lied mit diesem hymnischen Gestus, mit diesem festlichen einfach sehr gut verortet und deshalb glaube ich, dass es sich dort hin einfach entwickelt hat, sodass dann eben auch eine zweite und dritte Strophe auf Weihnachten gedichtet wurde von einem Freund des ursprünglichen Dichters und so ist es eben für Weihnachten einfach bekannt geworden.

00:01:30: Was genau macht das Lied so feierlich?

00:01:33: Also ich glaube, die Schlusssteigerung spielt eine wesentliche Rolle.

00:01:36: Ich spiele mal den zweiten Abschnitt an.

00:01:48: und jetzt eben der Höhepunkt.

00:01:58: Dieser Ausbruch an Freude, der da durch dieses Hochschwingende Melodie ausgedrückt wird, das glaube ich ist einfach sehr ausdrucksvoll.

00:02:06: Ich habe da schon in den Ohren, wie die Gemeinde dann automatisch lauter wird und das sehr festlich und mit Freude sinkt.

00:02:17: Für viele Menschen hat Weihnachten ganz viel mit Tradition zu tun.

00:02:20: dem geschmückten Christbaum, dem leckeren Weihnachtsbraten und vielen Geschenken.

00:02:25: Andere erleben die Feiertage in besonderer Umgebung, müssen zum Beispiel arbeiten.

00:02:30: Da ist Weihnachten dann ganz anders als im heimischen Wohnzimmer und trotzdem feiern auch sie die Geburt Jesu Christi.

00:02:41: Mein Name ist Bettina Spahn, ich bin die Leiterin der katholischen Bahnhofsmission am Münchner Hauptbahnhof.

00:02:45: Es geht um Weihnachten, ich denke, in das Jahr zwanzig zurück, das Jahr, als die Pandemie begonnen hat.

00:02:51: Und wir natürlich auch auf Weihnachten hinüberlegt haben, wie findet Weihnachten auch am Bahnhof statt, nicht was findet statt, sondern wie findet es statt.

00:02:59: Und für uns war dieses Jahr dann schon auch eine Zeitenwende.

00:03:02: Und wir sind in dem Jahr das erste Mal mit unserer Adventsandacht oder dann eben mit einem großen ökumenischen Gottesdienst in den Hauptbahnhof gegangen.

00:03:11: Dort war mehr Platz.

00:03:12: Es war eine größere Einladung für alle, die kommen wollten, auch mit Abstand.

00:03:17: in der Schalterhalle damals teilzunehmen an einem großen ökumenischen Gottesdienst.

00:03:21: Das hat seit Jahrzehnte zwanzig begonnen und heuer feiern wir diesen Gottesdienst im Hauptbahnhof zum fünften Mal und das ist eigentlich mittlerweile ein festes Datum, eine feste Größe geworden.

00:03:30: und es kommen auch viele Menschen, die Heiligabend dann nicht bei uns verbringen, weil sie sonst keinen Ort haben, sondern für die das so der Beginn

00:03:37: ihres,

00:03:37: ihres Weihnachtsfestes ihres Heiligen Abends ist und die dieses Angebot gerne annehmen in dieser Offenheit.

00:03:44: Und trotzdem in der vollen liturgischen Form eines Gottesdienstes und das Ganze dann im Hauptbahnhof an einem Ort, wo ja eigentlich keine feste Bleibe für irgendjemand ist.

00:03:56: Zu sein, dass verdeutlicht und verinnerlicht nochmal sehr stark auch, um was es geht an Weihnachten, um diese Herbergssuche, wo bin ich und wo lebe ich?

00:04:06: und wo kommt auch Neues ins Leben.

00:04:08: Und vielleicht uns noch mal ein bisschen zuzuspitzen.

00:04:12: Es ist einfach nicht so, dass wir Weihnachten retten müssen, sondern dass Weihnachten uns retten soll.

00:04:18: Und das ist in diesem Pandemie ja noch mal sehr deutlich

00:04:20: geworden.

00:04:30: Zu Weihnachten haben die meisten feste Rituale.

00:04:33: Aber manchmal verändert sich auch was.

00:04:36: Ein neues Familienmitglied, ein Verlust oder wie bei Simone Pfleger die Taufe.

00:04:41: Meiner Kollegin Nelly Kirkka hat sie erzählt, worauf sie sich am meisten freut.

00:04:45: Als Kind hat Simone Pfleger zwar Weihnachten gefeiert, Aber die Bedeutung hat sie nie so richtig verstanden.

00:04:52: Sie wächst in der DDR auf, ganz ohne Bezug zu Gott oder Kirche.

00:04:57: Erst durch ihren Ehemann kommt sie in Kontakt mit dem katholischen Glauben.

00:05:01: Ein gemeinsames Erlebnis prägt sie dabei besonders.

00:05:18: gewünscht haben.

00:05:19: Das haben wir erst dieses Jahr gemacht nach der Taufe.

00:05:21: Wir haben uns beide gewünscht, Kinder.

00:05:24: Mittlerweile haben die beiden drei Kinder.

00:05:26: Und im Familienleben hat Glaube und Kirche schon immer eine Rolle gespielt.

00:05:31: Ihre Kinder wurden getauft und ging zur Kommunion.

00:05:34: Simone Pfleger geht regelmäßig mit in die Gottesdienste.

00:05:37: Das bringt sie zum Nachdenken.

00:05:39: Ich war dann natürlich auch oft in der Kirche und irgendwann habe ich mir dann so gedacht, naja, es tut sich immer mit drin und eigentlich fehlt irgendwie so noch was.

00:05:47: Eigentlich glaube ich ja schon, dass es Gott gibt, weil die drei Kinder, also das war für mich dann schon so ein großer Segen und ich habe dann so ein bisschen hin und her überlegte.

00:05:55: in den letzten zwei Jahren und dieses Jahr habe ich dann nach Ostern gesagt, jetzt lass ich mich hoffen.

00:06:00: Im Taufkurs merkt sie dann schnell, dass katholisch sein mehr heißt, als nur an Gott zu glauben.

00:06:06: Sie fühlt, wie sie sich verändert.

00:06:08: Auch was Weihnachten angeht.

00:06:10: Für mich ist Weihnachten nicht mehr der Geburtstag von Jesus, sondern es ist die Menschwertung Gottes.

00:06:16: Da liegt ein Baby in der Krippe und das ist der menschgewordene Gott.

00:06:20: Das spricht mich so an, weil ich es so unglaublich finde, dass Gott zum Menschen wird, den ersten Atemzug erlebt, das erste Mal gestillt wird, am Abend seiner Mama.

00:06:29: Also dieses Bild, dieses hilflose Baby, sodass sich Gott in diese Situation begeben hat.

00:06:34: Das Fest in diesem Jahr ist für Pfleger also so was wie ein Neubeginn.

00:06:38: Die Rituale der Familie bleiben gleich, aber ihre Taufe gibt ihr ganz neue Möglichkeiten.

00:06:44: Ich

00:06:44: bin ganz anders dabei.

00:06:45: Es ist einfach dieser andere Blick.

00:06:47: Ich fühle mich in der Kirche auch ganz anders.

00:06:49: Wenn ich im Gottesdienst sitze, ich fühl mich da geborgen.

00:06:51: Ich fühl mich zu Hause in der Kirche.

00:06:53: Darauf freue ich mich dieses Jahr besonders, das erste Mal mit diesem Gefühl, die Christmütte zu erleben.

00:06:58: Weihnachten ist oft hektisch.

00:07:00: Auch bei Familiepfleger.

00:07:02: Singen und beelten lässt Ruhr einkehren und schweißt sie zusammen.

00:07:06: Lilly Kröker für das MKR.

00:07:11: Oh, du fröhliche Weihnachtszeit.

00:07:13: Ja, die wünschen wir uns doch eigentlich alle.

00:07:15: Doch gerade in Weihnachten kracht es leider sehr, sehr

00:07:18: oft.

00:07:19: Umfragen

00:07:19: zeigen, dass fast jeder vierte Deutsche im Familienkreis an Weihnachten immer oder ergelegenlich streitet.

00:07:25: Oft stecken dahinter zu hohe Erwartungen und der Wunsch, dass an Weihnachten alles perfekt sein muss.

00:07:31: Daher rät Familientherapeut Karl Brückner von der Karitas Taufkirchen.

00:07:35: Wir tun das, was für uns passt und richtig ist.

00:07:38: Wir verbringen die Tage mit den Menschen, die wir gerne um uns haben und wir schauen auf das, was uns Freude bereitet und was uns in unserer familiären Verbindung stärkt und stützt.

00:07:51: Das kann sich jede Familie im Vorfeld überlegen.

00:07:54: Was ist uns eigentlich wirklich wichtig?

00:07:56: Wie wollen wir Weihnachten verbringen?

00:07:58: Denn viel zu oft tut man an Weihnachten das, was man glaubt, tun zu müssen.

00:08:02: Einiges können wir nämlich einfach mal sein lassen.

00:08:05: Externe Erwartungen zu bedienen, Dinge ausblenden zu wollen, die das ganze Jahr über schwierig sind und zu Konflikten führen, zu glauben.

00:08:13: Am vierundzwanzigsten zwölften findet das alles nicht statt.

00:08:16: Da findet es mit Macht statt.

00:08:19: Und sich frei zu machen von dem, was so Common Sense ist.

00:08:24: Ich muss überhaupt nichts bedienen.

00:08:25: Es darf so sein, wie es ist.

00:08:27: Nimmt man den Druck raus, läuft schon vieles entspannter.

00:08:31: Doch oft gerät man auch mit Familienmitgliedern über immer dieselben Dinge in Streit.

00:08:35: Hier lautet der Rat vom Familientherapeutin Stefanie Kimmel von der Karitas Zaufkirchen.

00:08:39: Tiefdurchatmen und vielleicht einfach dann auch ein Thema ganz mutig beenden.

00:08:44: Ich kann zu sagen, okay, ich sehe schon, wir kommen da nicht auf einen Nenner.

00:08:48: Und das Thema lasst man jetzt für heute besser.

00:08:50: Und wird man uns was anderem.

00:08:52: Und vielleicht auch so ein bisschen für Ruheln und Spannung zwischendrin reinzusorgen.

00:08:56: Und dass man sich vielleicht auch mal kurz aus dem Weg gehen kann.

00:08:58: Oder mal geht mal raus in die Natur.

00:09:00: ein bisschen spazieren und die Gemüter können auch wieder runterfahren.

00:09:04: Und nicht vergessen, Weihnachten ist das Fest der Liebe.

00:09:08: In diesem Sinne frohes, friedliches und entspanntes Fest.

00:09:15: Weihnachten bedeutet für viele Menschen Zeit mit der Familie zu verbringen.

00:09:19: Für sterbende Menschen und ihre Angehörigen ist diese Nähe besonders kostbar.

00:09:23: Manchmal ein letztes Mal.

00:09:25: Im Hospiz St.

00:09:26: Johannes setzen die Mitarbeitenden deshalb alles daran, ihren Patienten diese besonderen Feiertage zu ermöglichen.

00:09:33: Für die meisten Menschen hier ist es ihr letztes Weihnachtsfest.

00:09:37: Als Seelsorgerin begleitet Gabriele Franke ihre Patienten das ganze Jahr über.

00:09:41: Die Feiertage berühren sie jedes Mal wieder ganz besonders.

00:09:45: Gemeinsam mit Haupt- und ehrenamtlichen Helfenden versucht sie, das letzte Weihnachten so liebevoll wie möglich zu gestalten.

00:09:52: Mit Ruhe, auch mit einer empfindlichen und weihnachtlichen Stimmung auch.

00:09:56: Und es gibt am Nachmittag einen Wort Gottesdienst.

00:09:59: Aber das zentrale Stück ist, dass wir die Krippe in die Kapelle raufholen und zu den Sterben bringen.

00:10:07: Da wird die Weihnachtsgeschichte aus dem Evangelium vorgelesen.

00:10:11: Wir beten dazu und versuchen so den Menschen einfach auch nochmal einen feierlichen Rahmen zu geben.

00:10:19: Weihnachtslieder, ein Gottesdienst mit Krippen.

00:10:22: Das weckt Erinnerungen an die eigene Kindheit oder Feste mit der Familie.

00:10:26: Franke erlebt jedes Jahr, wie emotional die Feiertage für viele Patienten sind.

00:10:31: Da hängt viel Erinnerung dran, vielleicht auch die Zuner-Dankbarkeit führen kann.

00:10:35: So viele schöne Weihnachten haben wir gefeiert.

00:10:38: Da fädelt sich nochmal so ein Erinnerungsfaden mit auf.

00:10:43: Deshalb ist der Wunsch bei vielen besonders groß, noch ein letztes Mal Weihnachten zu feiern.

00:10:48: Da kommt es auch vor, dass Patienten sich vornehmen, noch bis Weihnachten durchzuhalten.

00:10:54: Da erinnere ich mich, an letztes Jahr war ein Patient, der wollte die Weihnachten unbedingt noch erleben.

00:11:00: Und er war schon sehr, sehr schwach.

00:11:02: Und er hat wirklich diesen Gottesdienst und diese Feier mit seiner Familie noch gut begehen können und ist dann tatsächlich in der Nacht auf den fünfundzwanzigsten Dezember gestorben.

00:11:12: Nicht nur für den Sterbenen kann dieses letzte Weihnachten eine wichtige Bedeutung haben, auch für die Angehörigen.

00:11:18: Da konnten wir noch mal zusammen sein.

00:11:20: Da war noch mal die Freude da.

00:11:22: Bei Stille Nacht, erinnere ich mich, hat einer, der eigentlich nicht mehr ansprechbar war, aber über diese Stille Nacht kam Bewegung in diesen schon fast gestorbenen Menschen hinein, wo man sieht, da berührt sich noch was.

00:11:36: Und das kann einfach was sehr Anrührendes, was sehr Tröstliches auch für die Angehörigen sein.

00:11:42: Das nimmt Franke auch aus den Gesprächen mit den Familien mit.

00:11:45: Die sind oft einfach dankbar, noch einmal mit ihren Liebsten feiern zu können.

00:11:50: Auch wenn dabei Tränen fließen.

00:11:52: Lillikrika für das MKR.